Eine ev. Kirchenchronik und Ortsgeschichte aus dem 19. Jh (1832 ff.)

 

Situation und Anlass

C. W. Bruch kam 1830 im Alter von 23 J. (geb. 30.9.1807) aus seiner Geburtsstadt Köln nach Waldbröl, nachdem er kurzzeitig u.a. Religionslehrer an einer höheren Bürgerschule gewesen war. Er beginnt das Unternehmen seiner später viel zitierten  „Geschichte der ev. Kirchengemeinde zu W.“ im August 1832 mit Themen, die sich auf die Kirchengeschichte und zugleich die Ortsgeschichte als bergische Geschichte beziehen. Er eröffnet seine ausführliche Schrift, die ihn (ab 1832) über Jahre beschäftigt, mit einem kurzen Vorwort (s.u.) und beginnt neben dem Rückblick auf die Pastoren und ihr Wirken seit der Reformation eine Reihe von Jahresberichten (ab 1835), die auch die beiden Nachfolger bis 1899 fortführen. Ihn treibt zu erhalten, was er im Kirchenarchiv bruchstückhaft über den Ort und die Gemeinden incl. der kathol. Missionsstelle  vorfindet.

Es überrascht, dass er nicht nur die Geschichte der ev. Gemeinde, sondern die der anderen Konfession ebenso wie vieles, was zur Ortsgeschichte überliefert ist, zu seinem Vorhaben zählt und es unter die Geschichte der Gemeinde subsumiert. Es findet sich auf diese Weise  auch manches über andere oberbergische Gemeinden (vgl. den einleitenden Hinweis auf die Beilagen) wie auch Material zur Kölner Kirchengeschichte. Den jungen Theologen leitet ein deutliches Interesse, das historisch Überlieferte zu bewahren und verfügbar zu halten, obwohl das neue Interesse an der Geschichte (s. Leopold von Ranke) erst im Entstehen ist. Er vermerkt u.a. , wo Unterlagen im Archiv fehlen, nur Sagen kursieren und stellt selbst problematische Vermutungen an, um Lücken zu schließen. Es fehlt nicht an später hinzugefügten Randnotizen und Anmerkungen. Neben kurzen Geschichtsabrissen, allerlei Statistiken und zeitlich auseinander liegenden Themen bietet er reichlich Material, aus dem  Historiker der Folgezeit immer wieder schöpften. Am Ende seiner Tätigkeit in Waldbröl und vor seinem Weggang nach Minden ergänzt er noch einmal das eine und andere und fügt der Sammlung ein Seiten- und Themenverzeichnis bei. Mehr als 100 Jahre  später (1959) sollte es der langjährige Schriftführer des Bergischen Geschichtsvereins Abt. Oberberg F. Rau in Maschinenschrift übertragen. Eine digitale Übertragung der handschriftlichen Vorlage folgte weitere 50 Jahre später sowie neuerdings eine Transkription, die W. Engelbert zu verdanken ist.

 Darstellungen der letzten Jahrzehnte, etwa die Darstellung von G. Corbach über "Die kirchlichen Verhältnisse im Oberbergischen in der zweiten Hälfte des 16. Jh. " geben weitere Auskunft zu angeschnittenen Themen. Interessant für die spezielle Ortsgeschichte ist u.a. eine Anmerkung aus späterer Zeit am Beginn der Chronik (in der Handschrift wahrscheinlich 1847 nachgetragen), in der er, um den Ort vorzustellen,  auf A.W. von Zuccalmaglio und dessen Pseudonym „Wilhelm von Waldbrühl“ hinweist. Es dürfte die erste hiesige Erwähnung des (entgegen dem Text nicht promovierten) Zuccalmaglio als Verfasser literarischer (!) Texte  sein. Damals hatte er sich offensichtlich, (nicht erwähnt ist seine Tätigkeit als Liedersammler  vgl. die zweibändige Sammlung, Bd. 2 von1840  der Volkslieder , u.a. Kein schöner Land), bereits einen Namen gemacht. In der Zeit des Weggangs von Bruch aus Köln arbeitete Zuccalmaglio an den „Liedern von Köln“.

 

Text

Vorwort

Wie kam meine Gemeinde zur Annahme der Reformation, was tat sie , duldete sie , opferte sie dafür auf? Welche Prediger waren es, die sie einführten, behaupteten, dafür duldeten und [sich] aufopferten? Welche haben an diesem Werk bis auf unsere Tage gearbeitet? Welche Fragen legt sich wohl jeder, der das Lehramt an einer Gemeinde antritt vor und ich habe es deshalb versucht, mit Hülfe der alten Papiere des Kirchenarchivs, die Geschichte der Gemeinde zu Waldbröl zusammen zu stellen, in der Hoffnung auch den Pfarrern , welche nach mir an der Gemeinde das Evangelium predigen werden, einen angenehmen Dienst erwiesen zu haben . Die weitere Fortführung dieser kurzen Geschichte und deren Vervollständigung wird wohl jeder sich mit Freuden angelegen sein lassen.

Waldbröl den 14. August 1832

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