Heimische Ortsnamen und ihre Endungen

 

Unter den Ortsnamen (ON) gibt es die einfachen einsilbigen (z.B. Wies, Wehn, Ruh , Bech usw., etwa jeder achte) und die aus vorwiegend zwei Bestandteilen zusammengesetzten (Spurkenbach, Rölefeld etc.) Zusätzlich gibt es die zweisilbigen. Nicht immer ist bei ihnen die Endung den bekannten Ortsnamensuffixen eindeutig zuzuordnen. Die auch hierzulande häufigen Ortsnamen auf –er und -ert oder die vielen auf –en (Hespert, Sinspert, Homert, Ulbert, Hamert , Herfen, Baumen, Helten usw.) sind u.U. durch Verschleifung mit nicht mehr eindeutig erkennbaren Wortformen (-hausen, -hardt, - hagen usw.) entstanden. Helzen also von Helzhain, wie oft südlich der Sieg. Das zeigt sich deutlicher, wenn man die Schreibung der Erstnennungen vergleicht (K. Pampus, Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte, Gummersbach 1998). Auch sind in vielen ON Namensbestandteile in ihrer Bedeutung oft strittig (Rom-, Bett-. Gein-, Drin-, Schnörr- usw. , die man oft als Reste von Gründernamen unter Einbeziehung früher Sprachzustände zu erklären versucht). Hier tut sich ein weites Feld von Forschung zur Ortsnamenkunde auf (s. u. Literatur). Auffällig sind nahe beieinander gelegene Orte südlich von Waldbröl mit gleichem Anlaut (Hufen, Herfen, Helten, Helzen) gelegentlich erschienen, die zwar im Anlaut an die mittelalterliche alliterierende Art zu reimen erinnerten (Anfangsreim), aber sich neuerdings aus lokaler Kenntnis auch anders erklären. 

Die Mehrzahl der Zusammensetzungen ist von dem sog. Grundwort her demgegenüber weithin verständlich, wenn man die Bedeutungsverschiebungen (Hain, Feld etc.) in der Sprachgeschichte berücksichtigt. Auf sie beschränken wir uns hier. Die sich ergebenden Hinweise betreffen i.a. den Siedlungsvorgang in der maßgeblichen Erschließungszeit. Diese war für das Innerbergische bei der Mehrzahl der Orte die Zeit zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert.

 

Untersuchen wir die derzeit 64 Ortsnamen der Gemeinde, so ergibt sich bei der Mehrzahl der Ortsnamen, die fast alle bereits im 16.Jh zu finden sind, eine deutliche Bezugnahme auf die Siedlungslage und Siedlungsumstände (Dahl, Wilhelmthal , Diepenthal, Romberg, Kalkberg, Alsberg, Niederhof, Trotzenberg /Rottland ). Sie sind in diesem Teil des rheinischen Schiefergebirges vorrangig am Relief oder mehr noch an den zahlreichen Gewässern orientiert (Waldbröl, Rossenbach, Spurkenbach, Bladersbach, Grünenbach, Schönenbach, Mühlenbach, Happach, Propach). Naheliegend verweisen manche auf die für das Wohnen wichtigen Quellmulden oder Siefentäler (Seifen, Grossenseifen, Fahrenseifen, Thierseifen). Gelegentlich heben sie die natürliche Umgebung des Siedlungsortes hervor (Hochwald, Grunewald, Krahwinkel, Ziegenhardt, Rölefeld , wobei -feld auf offenes, nicht rodungsbedürftiges Land, damals scheinbar eher selten anzutreffen, verweist). Einige  nennen die Entstehung als Rodungsort (Wilkenroth, Rottland ), als Mühlenort (Hillesmühle, Vierbuchermühle, Pulvermühle). Auch der vorhandene Siedlungsschutz durch Einfriedung (Isengarten, Riemgarten , Hecke, Hahn, Bohlenhagen, Bettenhagen) findet Hervorhebung.

 

Die Bezeichnung des Wohnplatzes nach den Siedlungsgruppen und Siedlungsrichtungen wird z. Zt. durchgängig als Unterscheidungsmerkmal der im Mittelalter sei es aus östlicher sächsischer bzw. fränkischer westlicher Richtung ins mittelalterliche Waldland eingedrungenen Gruppen benutzt, wobei im Gemeindegebiet  nur mehr wenige sächsische

- inghausen Orte (Beuinghausen nur mehr als erkennbar einziger neben Geilenkausen, das in alter Schreibung als -ingkusen Ort erscheint) neben häufigen fränkischen, auf das westliche rheinnnahe Altsiedelland bezogenen –ingen Orten (Alfenzingen, Bettingen, Brenzingen, Geiningen, Lützingen, Schnörringen) vorkommen. Daß man sich als -hof und –dorf und Wohnplatz verbunden mit dem Namen eines frühen Hofgründers und dessen Behausung zu erkennen gibt, tritt sowohl bei diesen vorgenannten Orten auf –ingen als auch in abgeleiteten Verbindungen auf (s.o. Wilhelmsthal, Büscherhof (in der Erstnennung von 1528 : Simon von Buische). Auch die –hausen Orte (Bruchhausen, Dickhausen, Drinhausen, Diezenkausen, Wippekausen) können hier   hinzu gezählt werden.

 

An Literatur zu den bergischen Ortsnamen und den Siedlungstheorien für das Innerbergische sind u.a.. zu nennen:

Julius Leithaeuser , Bergische Ortsnamen Elberfeld 1901

Dittmaier, Heinrich, Siedlungsnamen und Siedlungsgeschichte des Bergischen Landes, in: ZBGV, Neustadt/Aisch, Bd.74

Lothar Wirths, Alten Ortsnamen auf der Spur, Nümbrecht 2003 (mit umfangreicher Bibliographie)

Ders., Ortsnamenforschung zwischen Sieg und Wupper in: Romerike Berge 2004, Heft 3

 

 

Die Mundartformen der ON

Es verdient hervorgehoben zu werden, dass die Aussprache des Ortsnamens sich vor Ort natürlich der Ortsmundart anpasste, die auch für viele ortsfremde Kartenmacher außer gelegentlicher Verballhornung   maßgeblich war. Es lohnt daher, auf die bis heute bestehende mundartliche Form zu achten. Sie widerstand der Zeit oft dauerhafter. Neben den ON, die sich auch in der Lautung wenig unterscheiden (oft die einsilbigen, wo Längen und Kürzen wechselten) gibt es auffällige Abweichungen bei den übrigen ( Böjekuusen, Chröönemich, Dickesen, Rooßemich, Bloosbich, Cheeningen, Cheelekuusen, Siefen, Boomen, Pool usw.), die sich oft nur gesprochen richtig darstellen lassen und hier in der Behelfsschreibung des Mundartheftes „Döörper Platt“ (s. Literaturliste) erfolgt. Das anlautende G in Chröönemich oder Cheeningen wird dabei wie der -ach-Laut im Rachen gesprochen, sprachgeschichtlich eine Form, die sich vom Rhein nach Osten zurückgezogen hat.

 

Der oben gezeigte Kartenausschnitt aus der Karte des Amsterdamer Kartographen Henricus Hondius 1636, einer der frühesten Darstellungen des Herzogtums Berg, hebt auch im hiesigen Gebiet die für die damalige Infrastruktur wichtigen Haupt-Wasserläufe hervor und benennt einige Ortschaften in zeitgenössischer Schreibung.