Waldbröls Erstnennung

Im Jahr 1131 taucht die Ortschaft, soweit derzeit bekannt, zum ersten Mal in einer Urkunde in damaliger Schreibung als „Waltprugele“ auf. Dem auch heute noch verständlichen Namensbestandteil „Walt“ =Wald gesellte sich als zweiter Teil ein Name für wasserreiches Gelände zu : prugele, verwandt mit dem gallischen Wort für Sumpf brogilus, fortlebend u.a. in Bröl, Brohl, Brühl, Brüel mit europäischen Verwandten Breuil und Broglie als Orts- und Familiennamen.

In der Urkunde bestätigte Papst Innocenz II. Zehntrechte d.i. Abgaben in Höhen des zehnten Teils oder von Bruchteilen davon zugunsten des damaligen Bonner Kanonikerstifts, das nach dem rheinisch-römischen Märtyrer Cassius benannt war. Das nahe Bonner Münster geht auf die Kirche des Stiftes, die im 11. Jh. als Kirche des Cassius und Florentius entstand, zurück. Das Bonner Stift selbst verfügte über zahlreiche Einkunftsrechte und Besitzungen im weiteren Bonner Raum. Dass die Urkunde in Lüttich ausgestellt wurde, hängt mit einer Reise des Doppelpapstes Innozenz II. (Schisma seit 1130, s.u. ) zu seiner hiesigen Anhängerschaft zusammen. Der Bonner Propst des Stiftes Gerhard von Are nutzt die Anwesenheit des Papstes Innozenz II. in Lüttich, um sich die Besitzrechte über 20 Höfe und die Zehntrechte an mehr als 30 Pfarrkirchen, darunter im hiesigen Raum Waltprugele (Waldbröl), Nuenbret (Nümbrecht), Mucha (Much), Hamne (Hamm) und Wila (Wiehl), aber auch Leuscheid, Friesenhagen, Herchen , Ruppichteroth, Winterscheid und Morsbach bestätigen bzw. erneuern zu lassen. 2006 wurde in den genannten Orten, sofern sie ebenfalls die derzeit bekannte Erstnennung enthielten, auf diese Urkunde als 875. Jubiläum ihrer Erstnennung seiner Zeit feierlich hingewiesen. Die glücklich erhaltene Urkunde, vom Bergischen Geschichtsverein als Blatt U1 als Faksimile mit Text, Übersetzung und Kommentar von Klaus Pampus vor Jahren herausgegeben, ist ein Dokument, das sich durch die Zeiten glücklich erhalten heute im Staatsarchiv Düsseldorf befindet. Auf die bisher wichtigste ausführliche Arbeit über das Stift „Das Stift St. Cassius zu Bonn von den Anfängen bis zum Jahre 1580“ (Bonner Geschichts- Bl. Bd. 11) von 1957, verfasst von D. Höroldt, ist in einer Fußnote hingewiesen.

 

Zeitumstände u.a.: (vgl. Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2125)

Schisma seit 1130. Der 1125 entgegen salischen Absichten (Heinrich V.) auf der Wahlversammlung in Mainz zum König erhobene sächsische Herzog Lothar von Supplinburg führt den vom Gegenpapst Anaklet aus Rom vertriebenen Innocenz II. nach Rom zurück und wird von diesem im Jahr 1133 zum Kaiser gekrönt. Später muß Innocenz noch einmal aus Rom fliehen, was den Kaiser zu seinem zweiten Italienfeldzug veranlasst. Lothar fordert u.a. 1131 eine Revision des 1122 zur Beendigung des Investiturstreits zwischen Kaisertum und Papst abgeschlossenen Wormser Konkordats , um Investiturrechte zurückzugewinnen. Konstruktive Ostpolitik gegenüber den slavischen Nachbarn (Einsetzung der Wettiner in Meißen und Albrechts des Bären in Brandenburg), letztmalig Sachsen Zentrum der Reichspolitik, da später andere Nachfolge.

In Frankreich: Hochzeit Alienors von Aquitanien mit Ludwig VII von Frankreich in Bordeaux (1137) spätere Heirat mit Henri Pantagenet, der engl König wird. D.i. Einleitung der Querelen England-Frankreich durch gemeinsame Territorialansprüche, s. 100 jähriger Krieg im 14. und 15. Jh.