Die Bröltalbahn – „erste Schmalspurbahn Deutschlands“
Als in Waldbröl der Brölbahnhof verschwand und keines der gemütlichen und engen Bähnchen oder Triebwagen mehr durch das schattige Bröltal an den Rhein fuhr – das war nach dem letzten Weltkrieg (Schluss des Personenverkehrs 1.2.1953, Güterverkehr einen Monat später), ging ein fast hundertjähriges Kapitel früher Verkehrsgeschichte zu Ende. Erst recht, nachdem die Gleise im ganzen Bröltal abgebaut waren und nur noch die Busse verkehrten. Dennoch blieb die Bröltalbahn als Erinnerung lange lebendig. Schon in der Festschrift zur Stadtwerdung 1957 hieß es über die Anfänge: „Jahrzehntelang war für Verkehr und Handel der alte Brölbahnhof der Mittelpunkt.“[1] Wie eine Bestätigung hatte schon 1938 anlässlich des 75 jährigen Bestehens der Bahn der Satz geklungen, dass sie „aus dem Verkehrsleben des Bröltals nicht wegzudenken“[2] sei. Das bezog sich nicht nur auf die Anfänge, sondern auf den Gesamtbeitrag dieses Transportangebots auch in späteren Jahrzehnten. Die Entwicklungen im Bahnbereich wurden im Wesentlichen getragen nacheinander von der privaten Aktiengesellschaft (ab 1863), von der ab 1921 folgenden, ebenfalls privaten Rhein-Sieg-Eisenbahngesellschaft (RSE) und in den Jahren ab 1972[3] von der RSVG, einer nunmehr öffentlichen Verkehrsgesellschaft.
„Blumenpflücken während der Fahrt verboten“ hatten schon früh Unzufriedene gewitzelt. Im Auf und Ab der Geschichte gab es insgesamt jedoch mehr zufriedene Nutzer als Spötter. Da unterlagen aufs Ganze gesehen auch die, welche anfangs über zu enge Wagen, unzureichende Fahrpläne und beengte Fahrverhältnisse durch die auf dem Straßenbankett verlaufenden Geleise geklagt oder die sich eine Vollspur gewünscht hatten.
Ursprünglich auf einer Teilstrecke als Ersatz für den Pferdetransport geplant, um den Abtransport von Erzen aus dem unteren Bröltal schneller und kostengünstig zu ermöglichen, brachte die Fortsetzung der entstandenen Schmalspurtrasse bis an den westlichen Rand von Waldbröl ihr nicht nur den Titel der „ersten Schmalspurbahn Deutschlands“[4], sondern durch den hinzu tretenden Personentransport eine deutliche Verbesserung der Verkehrslage im ganzen Bröltal. Als Erweiterung der zehn Jahre früher bereits fertig gestellten Chaussee bis Ruppichteroth angelegt, ´die dort an die fertig gestellte Chaussee nach Hennef anschloss, kam die neue und nach 1891 bis an den Rhein durchgehende Schmalspurbahn den Wünschen nach einem verbesserten Personen- und Frachttransport entgegen. Sie verbilligte die Transporte und brachte der ganzen Region neue wirtschaftliche Impulse. Davon zehrt ihr Image bis heute.
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[1] „Waldbröl im Spiegel der Zeit“ , Festschrift zur Stadtwerdung von Waldbröl 1957 S. 40
[2] OB, 21.04. 1938
[3] vgl. Adolf Becker, Die Bröltalbahn Die Rhein-Sieg Eisenbahn, RSVG 1988
[4] Zu den Modalitäten, die mit der Genehmigungsverfahren zu tun hatten, vgl. Becker, A., Die Bröltalbahn 1988 , S. 23