Wenn heutigentags die Rede ist von "Haferspanien" , gerät gerne eine Zeit in den Blick, die die Armut im südlichen Herzogtum Berg und dessen entferntestem Amt Windeck meint, wo die Uhren stehen geblieben schienen, als weiter nördlich im Bergischen der Gewerbefleiß eine wirtschaftliche Entwicklung anderer Art kannte  und iin preußischer Zeit die Industrialisierung den Graben zwischen Nord und Süd auch in Oberberg noch zu vertiefen schien.

Am Anfang des 18.Jhs geht die Rede noch anders. Erich Philipp Ploennies bescheinigt 1715 dem Herzogtum insgesamt, es  sei "das landt mit allem was zu des menschen notthurfft oder subsistenz nöthig, Versehen" und dem Amt  Windeck insbesondere  "obgleich darinnen mehrentheils haber wächst´" es sei "jedoch gut", weil die Leute fleißig und sie mit Viehzucht und Handel "den mangel zu ersetzen suchen". Er erwähnt auch an anderer Stelle,  daß man im Amt Windeck "Eisenberg, Kupfergruben und Silberberg" habe. In einem Bericht von 1740 heißt es ähnlich in einem Vergleich mit dem benachbarten, ebenfalls bergischen Amt Blankenberg, das Steueraufkommen sei in  diesem "Haferland" zwar nicht groß, aber man verfüge über " viel Holz, Viehzucht, Gras , Eisen , Blei und Kupfer"  und das  hebe die Lage trotz der traditionell mageren Landwirtschaft. Diese Bilanz verweist auf die Zeit, wo nach dem Titel eines Buches von A. Nehls über die verbreiteten Bergbauaktivitäten im Oberbergischen, "aller Reichtum in der Erde" lag und es noch lohnte, die Energie des wasserreichen Mittelgebirges für den Betrieb der zahlreichen Mühlen, Hütten und Hämmer zu nutzen. Diese Zeit ging Ende des Jahrhunderts  mit dem Verschwinden des Holzreichtums und der Produktion von Holzkohle zu Ende  und das Zubrot und der Nebenerwerb mußten nun anderswo und andernorts gefunden werden. Abwanderung, Binnenwanderung und Auswanderung setzen ein, potenzieren die Not  und bestimmen das Bild bis weit über die Mitte des folgenden Jahrhunderts. Dies nicht zuletzt, weil das Land lange im Abseits der wirtschaftlichen und politischen Interessen liegt und verkehrsmäßig unerschlossen bleibt.