Der sog. Siegburger Vergleich von 1604: letzter Akt eines Dramas im 16. und 17.Jh. und in den örtlichen Gemeindegrenzen z.T. weiterlebend

 

Anfangs mag es für die bergische Seite wie ein Geschenk des Himmels gewesen sein, ein Schnäppchen fast, das ihnen der in Geldnöte geratene saynische Mitregent der Herrschaft Homburg Heinrich IV. eines Tages auf Umwegen machte. Er hatte über eine Nichte den Verkauf seines Anteils am doppelherrigen homburgischen und damit auch saynischen Besitz ins Werk gesetzt und die Berger hatten zugegriffen. Nun würden sie sich, seit eh an der Ausdehnung ihres Territoriums interessiert, hoffentlich eines Tages auch des übrigen Teils bemächtigen können. Ein letzter Rest des ursprünglich viel größeren saynischen Besitzes nördlich des Westerwaldes schien damit in absehbarer Zeit beseitigt. Sie besetzten am 5.März 1603 kurzerhand das Schloß Homburg und richteten sich im (heute noch einzig erhaltenen, damals in schlechtem Zustand befindlichen) saynischen Teil des Schlosses wie für die Dauer ein.

Da aber erstand ihnen ein ernstzunehmender Gegenspieler aus dem Sayn-Wittgensteinischen Lager in der Person Ludwigs des Älteren, der aufgrund seiner Biographie und politischen Lebensleistung gerne als Kontrastfigur zu seinem Vetter Heinrich gezeichnet wird. Mit diplomatischen Erfahrung und Unterstützung befreundeter Fürsten, die auf das Geschehen aufmerksam gemacht wurden bis hin zu den niederländischen Staaten, gelang es ihm, gestützt auf vorhandene Familienverträge, sich gegen diese Transaktion saynisch-wittgensteinischen Besitzes wie gegen einen räuberischen Vorgang zu wehren. Er erreichte eine bedeutende Wendung der Dinge zu seinen Gunsten.

 

Die Ergebnisse des Vergleichs und seine Spuren

Der Vetter Heinrich wurde entschädigt, die Ganerbenschaft beendet und eine Entflechtung der in diesem innerbergischen Gebiet vermischt lebenden Untertanen (Schaubild siehe unten : Zählung der jeweiligen Untertanen) herbeigeführt. Es war der Besitz nun zwar verkleinert, Morsbach und Waldbröl gehörten nun nicht mehr dazu, aber der homburgische Besitz war hinfort territorial definiert und nur mehr einer Herrschaft untertan. Durch den Vergleich von Siegburg im Juni 1604 und abschließend im November 1604 wurde der Beinahe-Verkauf rückgängig gemacht, die Kirchspiele Waldbröl und Morsbach zwar Berg zugeschlagen, dafür verzichtete Berg auf seine Untertanen in den Kirchspielen Nümbrecht und Wiehl und bis dahin behaupteten Rechte in der ehemaligen Vogtei Wiehl. Dies alles auf der Basis einer –wie sich nach der ersten Einigung im Juni herausstellte – mühsamen Vergleichsrechnung, was die gegenseitigen Ansprüche auf Untertanen und Steuern betraf, die aber nach mehrmonatigen Verhandlungen und Tausch einiger Dörfer an den Grenzen doch zu Ende geführt wurden. Das Ergebnis wurde vertraglich mit feierlichen Formeln beschworen und besiegelt. Im folgenden Jahr huldigte man den neuen Herren und die in Köln bestellten Grenzsteine wurden an den ausgewählten Punkten gesetzt.

Einige davon , auch an den südlichen Grenzen zu Berg, etwa in Niederbröl oder am Heisterstock nahe Grünenbach, sind noch heute im Original oder als Replik zu besichtigen.

Die obige Karte des Herzogtums Berg von Wiebeking vom Ende des 18.Jhs. spart das homburgische Land aus und vermerkt - hier durch rote Kreise markiert- die Steinsetzungen von 1605 .

Die unten wiedergegebene Karte von Güssefeld des Herzogtums Berg von 1783 zeigt die verkleinerte Herrschadt Homburg, umgeben von bergischem Besitz. Die selbständige Reichsgrafschaft Gimborn-Neustadt, seit kurzem in den Händen des Grafen Ludwig von Wallmoden - Gimborn, der sie kurz zuvor von den Schwarzenbergern gekauft hatte, ist nur an der Strichelung erkennbar, fälschlich ebenfalls grün coloriert.