Weimarer Jahre (1919-1933)
Für die Region wichtige Entwicklungen zeigt im Jahr 2015 die Ausstellung „Licht und Schatten“ auf Schloss Homburg/Nümbrecht und sie kommentiert sie in den Katalogartikeln . Das betrifft die große Politik, die Parteienentwicklung und sonstige Großereignisse, hebt aber auch den technischen und zivilisatorischen Fortschritt (Kino, Elektrizität, Wasserversorgung, Werbung, Rundfunk, Telefon, Tourismus usw.) und das wechselnde Klima in der Gesellschaft hervor.
Dass manches in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder aufgegriffen wurde (Europagedanke, Völkerverständigung, Erziehungsvorstellungen etc) zeigt, wie „modern“ das Jahrzehnt in seinen besten Tagen daher kam, ehe der gewaltsame Bruch der 12 Jahre nach 1933, von außen und innen zugleich angestoßen, mit Vorläufern in den Zwanzigerjahren , andere Verhältnisse brachte.
Neben dem Gemeinsamen gibt es Themen, die in besonderer Weise für den Südkreis und seine Entwicklung in der Weimarer Zeit hervorzuheben sind. Was das Alltagsleben im Ort bestimmte, lässt sich gut den illustrierten Heften 10-12 der Geschichtsreihe von E. Siepmann und für den fraglichen Zeitraum Hans Simon entnehmen. Sie entstanden zwischen 1984–86 im Auftrag der Raiffeisenbank und waren vor allem an der Berichterstattung der Waldbröler Zeitung orientiert. Auch die Listen bei Budde (1981), Waldbröl wie es wurde was es ist halten auf den Seiten 384-394 für die Jahre der Weimarer Republik Ereignisse im Ort und ihre Veränderungen chronikartig fest.
Für den Südkreis von Bedeutung neben der allg. Entwicklung treten dabei besonders hervor:
- gegen Ende der Weimarer Republik die Auflösung des seit mehr als hundert Jahren bestehenden preußischen Landkreises (1932). Die Verwaltungsneugliederung , die schon Jahre zuvor ab und an Thema gewesen war, bewegte die Gemüter vor Ort schon im Vorfeld heftig und reichte in ihrer Bedeutung über die Weimarer Zeit hinaus, insofern Teile der Bevölkerung vergeblich hofften, die Nationalsozialisten würden die Verwaltungsreform rückgängig machen.
- die zügige Elektrifizierung des Kreises am Beginn der 20er Jahre
- die Errichtung eines Heimatmuseums in der vom Abriss bedrohten Antoniuskapelle in Denklingen im Jahr 1928. Es geschah dies parallel zur Entstehung des Heimatmuseums auf Schloss Homburg im Gefolge der Wiederaufnahme und engagierten Unterstützung des Heimatgedankens, wie sie auch anderswo in Oberberg und im Rheinland jener Jahre und darüber hinaus zu beobachten war. Auflösung des Museums nach der Kreisreform.
- die intensive Bautätigkeit im Ort nach 1920
- die Akzentuierung der Landwirtschaft im industriearmen Süden, geprägt durch technische Modernisierung , begleitet von landwirtschaftlichen Großveranstaltungen (Bauerntag 1925, landwirtschaftliches Fest 1928) und betont durch die Tätigkeit der bereits vor dem Weltkrieg gegründeten landwirtschaftlichen Schule
- die stürmische Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung in einzelnen Kommunen des Südkreises ab 1928. Druck des Parteiblatts OB 1929-1933 vor Ort.
- die Bemühungen um Erhebung des Kreisortes in den Rang einer Stadt (1927), die nach dem Krieg wieder aufgegriffen wurden.
Deutlich wird in diesem Panorama vor allem die Bedeutung der zweiten Hälfte des Jahrzehnts Zur Weimarer Republik im Oberbergischen vgl. u.a. die genannten Katalogtexte der Ausstellung. Das Foto von O. Heise zeigt den Ort 1929 vom Dach der ev. Kirche aus.