An des Königs Stelle – Karl Maurer,. Landrat (1852–1878)

 

Unverzeihlich wäre es, in diese Galerie nicht einen der Landräte aufzunehmen, die zwischen 1816 und 1932 für den ehemaligen Kreis tätig waren.  Unabhängig vom immer noch aktuellen  „Preußenjahr“ (s.200 Jahre Preußen im Rheinland) . Die Wahl fiel wie von selbst auf den Beamten, der wohl neben Landrat Gerdes am längsten im Ort  lebte und der wegen der Bedeutung seines mehr als 25 jährigen Wirkens anders als nur durch ein kleines Straßenschild in Erinnerung blieb. In der zweiten Hälfte  des 19.Jh., vor und nach der Reichsgründung, hatte Landrat Maurer, der die Lücke füllen sollte, die sein nach Mülheim /Rhein als Landrat berufener Vorgänger hinterließ, wesentlichen  Anteil an dem Aufbruch des kleinen südbergischen Landkreises. Nicht nur stattete ihn das Amt des preußischen Landrats mit weitreichenden Befugnissen  aus. Es war zugleich  der von Beginn an gerühmte persönliche Einsatz, der ihm  bald die Anerkennung der  Bevölkerung an dem von Berlin weit entfernten neuen Wirkungsort eintrug.

Hatte er 1877 ein Vierteljahrhundert des Wirkens feiern und die Bestätigung seines Tuns entgegennehmen dürfen, so bot erst recht der plötzliche Tod des 68 Jährigen im Jahr darauf Gelegenheit zu Dank und Rückblick. Das Waldbröler Kreis- und Intelligenzblatt, das er Ende der Fünfziger selbst installiert hatte,  zählte lobend die Verbesserungen auf,  die er in Gang setzte. Es rühmte  u.a. .:

Alle unsere schönen Chausseen, mit nur einer einzigen Ausnahme, unsere zahlreichen staatlichen, neuen Schulhäuser, restaurierten Kirchen und Pfarrhäuser, die Bröltal Eisenbahn, zahlreiche massiven Brücken, Wasserleitungen, Kommunalwege und vielfach andere, der öffentlichen Wohlfahrt dienende Einrichtungen verdanken vorzugsweise seiner steten Fürsorge ihr Entstehen; ja man staunt,  bei der Erinnerung, dass er während seiner Amtswirksamkeit dem Kreise Waldbröl für die eben bezeichneten Zwecke nahezu 1 Million Mark an Staatsunterstützungen erwirkt hat.

Eine sehenswerte Bilanz. Ebenso wenig vergass der Nachruf,  Einsatz und Kontaktfreude sowie das gute Verhältnis zur Landbevölkerung hervorzuheben. 

Nicht sichtbar werden die Lasten und Spannungen des Amtes, die schwierige politische Agenda jener Jahre oder die näheren Umstände seines Wirkens, zu denen auch das personelle Zusammenspiel vor Ort gehört. Der Kranz der erwähnten neuen Schulhäuser wäre etwa ohne die Ideen des zur selben Zeit wirkenden Kreisschulpflegers Hollenberg kaum entstanden. Auf die Mühen und die persönliche Leistung hatte ein Jahr zuvor ein nachdenklicher Kommentator hingewiesen und mit einem Goethesatz treffend geendet: Wen die Götter lieben, den führen sie zur Stelle, wo man sein bedarf!“ Dass  der  Ort damals seiner Tatkraft und politischen Fürsprache bedurfte, war für die Zeitgenossen unbestritten.

Weitere Lit: Siepmann, K.E. Lebensbilder oberbergischer Landräte von 1816 bis 1999 in 19 Folgen, 9. Folge OVZ 10.10.1998