Der Pflanzenkunde eine Bresche - Dr. h.c. Albert Schumacher (1893-1975)  

Dass die Stadt ihrem verdienten und durch die math.-naturwiss.Fakultät der Universität Bonn 1953 ehrenhalber promovierten Wissenschaftler Jahre später einen kleinen Weg in der Nähe seiner Wohnstraße in naturnahem Umfeld und zum 100. Geburtstag eine Eiche im damaligen Zuccalmagliopark widmete, ist ein bescheidener Hinweis darauf, dass sie das Schaffen ihres einst ortsbekannten Lehrers und Botanikers ebenso wie auch die Auszeichnung zu würdigen wusste und weiß. „Hommage für einen Pionier und sehr frühen Mahner“ titelte die Heimatpresse 1993, womit sie auf die inzwischen erneut gewandelte Bewusstseinslage in Sachen Naturschutz hinwies. Die von dem Geehrten für den Promotionsvorgang verfasste umfangreiche Selbstbiographie erschien zwei Jahre nach seinem Tod in der Zeitschrift des rheinland-westf. naturwiss. Vereins als Teil eines Aufsatzes von Prof. Dr. H. Paul[1]. Aus beiden Veröffentlichungen, der auch eine Publikationsliste beigegeben ist, erfährt der Leser zahlreiche Einzelheiten, welche die lebenslange wissenschaftliche Arbeit und auch die persönliche Entwicklung des Wissenschaftlers betreffen. „Vom Schmiedegesellen und Lehrer zum Fachmann für die Pflanzenkunde der Region“,  diesen Titel hätte eine Kurzfassung seiner Biographie tragen können. Dass er bis weit über den Heimatort tätig und bekannt war, bezeugt u.a. der biographische Artikel aus einer batologischen Publikation im Netz[2]. Hier ein Auszug:

 

 In seinem „Beitrag zur Flora von Bielefeld“ (1959) lieferte er eine wirklichkeitsnahe Darstellung, wie sie seit Jahrzehnten in Deutschland nicht mehr geboten worden war. Neben der Botanik galt sein Interesse auch der Heimatkunde und der Meteorologie. Außerdem gab er im Matrizendruck ein „Nachrichtenblatt der oberbergischen Arbeitsgemeinschaft für naturwissenschaftliche Heimatforschung“ heraus, was mit viel technischem und zeitlichem Aufwand verbunden war. Albert Schumacher ist der erste in der Reihenfolge der hier behandelten Batologen, den ich noch persönlich kennen gelernt habe. Erstmals bei einem Besuch im Jahre 1962, zuletzt im Jahre 1969 mit gemeinsamer Gelände-Exkursion. Ich hörte von ihm, wie er im Winter als Lehrer sehr früh morgens bei völliger Dunkelheit das Haus verlassen musste und durch tiefen Schnee einen langen Anmarsch zu einer Schule außerhalb Waldbröls hatte[3]. Dort hatte er zunächst die Schulstube mit dem Ofen zu beheizen, bevor die oft weit entfernt wohnenden Kinder in Holzschuhen durch den Schnee zum Unterricht kamen….. Er war Ehrenmitglied des Naturhistorischen Vereins der Rheinlande. Sein Herbarium befindet sich in HBG (Hamburg)..[4]

 

Einige Jahre vor seinem Tod verfasste der damals 77 Jährige in einer Korrespondenz mit einer ehemaligen Schülerin eine weitere Lebensbeschreibung, auf die wir ergänzend hinweisen[5]. Sie enthält neben interessanten Lebensdaten zu Jugend, Schulleben und Ausbildung solche zur Entwicklung des Heimatortes, sie beschreibt den persönlichen Einstieg in die Botanik, liefert Einzelheiten über den Verlauf der Ausbildung, berührt die Verwundung im Ersten Weltkrieg, erklärt den Entschluss, im Volksschuldienst zu bleiben und verdeutlicht, worin die mühselige Feldarbeit in der Botanik und die aufopfernde Tätigkeit für die Wissenschaft bestand. Es klingt hier und da entschuldigend und entbehrt nicht eines Tons des Bedauerns, dass gelegentlich die pädagogische Arbeit hinter der zeitraubenden Tätigkeit für die Wissenschaft zurücktrat. Dass auch die Schule von seiner Schaffenskraft Gewinn hatte, bezeugen zahlreiche Tätigkeiten in den frühen Jahren ebenso wie der Bericht des Schulchronisten im Archiv der Stadt, der für die Jahre nach 1945 lebendig vor Augen führt, wie sehr Ort und Schule mit den Nöten der Zeit zu kämpfen hatten.

Foto mit Dank an Frau K. Gabbe, Birmingham USA

 

 

 

[1] Decheniana 1977, Heft 130 S. 4-15

[2] http://www.flora-deutschlands.de/arbeitsgruppe_rubus/files/190-Weber-Batologici-europaei-2009.pdf , S. 15 f. (Abruf 2015/10 )

[3] Er unterrichtete damals vertretungsweise auch im Außenort Heide

[4] Verfasser: Prof. Dr. Heinrich E. Weber

[5] Vgl. inzwischen Archiv der Stadt