Johann Wilhelm Pauli – genannt Paul von Bettenhagen (1793–1813) 

 

Der jugendliche Leineweber Pauli aus einem Hof nahe Waldbröl  ging in die Lokalgeschichte ein, weil er in den Tagen der Nachrekrutierung von Truppen für die im russ. Feldzug dezimierte napoleonische Armee gewaltsam randalierte, und nachdem er bei Streifzügen gefangen genommen worden war, nach einem militärischen Schnellverfahren zur Abschreckung  exekutiert wurde. Es erging ihm  wie einigen anderen Aufrührern der spontanen  Aufstände im Großherzogtum Berg, die ohne ordentliches Gerichtsverfahren von einem Militärgericht verurteilt und hingerichtet wurden. Eine 200 Jahre nach dem Geschehen nahe dem Erschießungsort angebrachte Plakette verurteilte das Vorgehen, das gegen die fortschrittlichen Rechtsnormen des Napoleonischen Modellstaates verstieß und erinnerte an die Not des Volkes. Mehrere Romane eines zeitgenössischen Autors hatten sich in den Jahrzehnten zuvor  des Themas im Stil der Dokumentarliteratur angenommen und u.a. eine Revision des Gedenkens gefordert.

Völlig vergessen worden war das Geschehen auch in den vielen Jahren  zuvor nie. Ein unaufgelöster Zwiespalt in der Beurteilung durchzog Erzählungen und Stellungnahmen. Dass der Aufruhr immer auch in ein Feld unterschiedlicher Aufarbeitungen der Vergangenheit geriet, damit zugleich unterschiedlicher Tagesinteressen und Bewertungen, verhalf ihm ab und an zu symbolischer Aktualität und verlängerte die Leserbriefspalten. Mehrfach war die Tat in der einen oder anderen Form in der Heimatgeschichte kolportiert worden und die Heimatpresse hatte sie als lokale Erinnerungsgeschichte und historische Merkwürdigkeit aufgegriffen. In den Jahren vaterländischer Hochstimmung war der Aufrührer, der gegen den fremden Kaiser und seine Zwangsherrschaft zu Feld gezogen war, eher positiv gesehen worden, was nicht hinderte, dass in anderen Zeiten in dem Auf und Ab der Bewertung er eher als eine Art Krimineller begriffen wurde. An einer „Gewalt gegen Personen und Sachen“ war er ohne Zweifel beteiligt gewesen.

 

Literatur u.a.

Schröder, Karl: Ursachen des Aufstandes gegen die französische Herrschaft in den Kantonen Waldbröl, Homburg und Eitorf zu Beginn des Jahres 1813“ , RB 21, Jg 1971 S. 30–37), ders., „Der Aufstand  gegen die französische Herrschaft in den Kantonen Waldbröl, Homburg und Eitorf zu Beginn des Jahres 1813“ (RB 1977, 119–132 ) sowie  „Der Aufstand gegen die französische Herrschaft in den Kantonen Waldbröl, Homburg und Eitorf zu Beginn des Jahres 1813 (RB 1979, Jg. 29, S. 1–7)

1770-1815. Weltgeschichte am Rhein erlebt, Erinnerungen des Rheinländers Christoph Wilhelm Heinrich Sethe  aus der Zeit des europäischen Umbruchs , hrg A. Klein u.a. 1973,  S. 172

Hans Simon, Prozessakten über Johann Wilhelm Pauly, genannt „Paul von Bettenhagen“ in: Beiträge zur oberbergischen Geschichte, Bd 4  (1993)

Bettina Severin- Barboutie, Französische Herrschaftspolitik und Moderniserung, München 2008